Bourbaki und Schaffhausen
Die Internierung von 87'000 französischen Soldaten vor 150 Jahren
Am 1. Februar 1871, vor 150 Jahren, überschritten 87'000 französische Soldaten die Schweizer Grenze im Neuenburger Jura. Sie gehörten zur französischen Ostarmee unter dem Kommando von General Charles Denis Bourbaki, die am Ende des Deutsch-Französischen Krieges von zwei deutschen Armeen im Jura eingekesselt wurde. Die Truppen waren in elendem Zustand, es fehlte an allem. Sie wurden in der Schweiz interniert und fanden für 6 Wochen Unterkunft und Pflege in 190 Gemeinden in 24 Kantonen. Gegen 1'200 «Bourbakis» wurden dem Kanton Schaffhausen zugeteilt. Die Ausstellung würdigt diese Bewährungsprobe des neutralen Bundesstaates Schweiz, die Solidarität der Bevölkerung mit den Soldaten, und sie schildert den Verlauf der Internierung im Kanton Schaffhausen.
Standort: Zeughaus Schaffhausen
Testlauf für den jungen Bundesstaat Schweiz
Die Aufnahme und Entwaffnung von 87'000 französischen Soldaten wurde durch ein kleines Truppendetachement der Schweizer Armee war in gut zwei Tagen ohne Zwischenfälle vollzogen. Das Ereignis wurde in der europäischen Presse mit Zeichnungen von Schweizer Künstlern zeitnah der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Die Ausstellung zeigt diese und stellt die Situation am Grenzübertritt in Les Verrières szenisch dar.
Die erfolgreiche Bewältigung dieser gewaltigen Bewährungsprobe für den jungen Bundesstaat Schweiz trug zur Festigung eines nationalen Bewusstseins bei, legte aber auch Mängel bei der Aufteilung von Zuständigkeiten zwischen Bund und Kantonen offen, die dann bei der Revision der Bundesverfassung von 1874 krisenfester geregelt wurden.
Zuflucht für Menschen in Not
Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und der erste Einsatz des noch jungen Roten Kreuzes standen am Anfang der humanitären Tradition der Schweiz als Zufluchtsort für Menschen in Not. Die Schweizer Bevölkerung bewies 1871 ihre Solidarität mit den Opfern eines Krieges, bei dem es um die Vorherrschaft im europäischen Machtgefüge ging. Die Hilfsbereitschaft war stärker als die bösen Erinnerungen an die napoleonischen Truppen in der Schweiz ein halbes Jahrhundert zuvor. Dass die Schweiz nun eine Republik geworden war, wurde in vielen Abschiedsreden als Modell gepriesen, von Schweizern wie von Bourbakis.
Schaffhausen hilft
1'200 Internierte wurden dem Kanton Schaffhausen zugeteilt. Der zweite Teil der Ausstellung beschreibt die Unterbringung und den sechswöchigen Aufenthalt der insgesamt 1'119 Internierten in den sechs Bezirkshauptorten Schaffhausen, Stein am Rhein, Hallau, Neunkirch, Schleitheim und Thayngen. Bild- und Textmaterial aus den Gemeindearchiven, dem Kantonsarchiv und aus Zeitungsberichten ruft diese humanitäre Leistung in Erinnerung. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und die Dankbarkeit der Bourbakis werden in den präsentierten zeitgenössischen Schilderungen spürbar.
Der Schutz vor eingeschleppten Krankheiten wie Pocken und Typhus war eine weitere Herausforderung für Behörden und Bevölkerung. Das Denkmal für die in Schaffhausen verstorbenen Bourbakis erinnerte bis 1947 an die Nähe von Krankheit und Tod.
Gliederung der Ausstellung
- Der Deutsch-Französische Krieg von 1871/72
- Anlass und Verlauf
- Grenzbesetzung
- Grenzübertritt und Internierung
- Die Bourbakis in Schaffhausen
- Verlauf im Kanton
- Verlauf in den Gemeinden
- Elend, Krankheit, Tod
- Solidarität und Dankbarkeit
- Künstler erstatten Bericht
- Medienhype
- Die Künstler
- Edouard Castres und sein Bourbaki-Panorama
- Fazit